Grenada als Auswanderungsland
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Iris und Bruno Delvallée managen ein Hotel und einen Zoo auf Grenada Sie haben das Paradies gefunden – in der Karibik
veröffentlicht am 25.03.2015 – 14:06 Uhr
Eine Insel vor der Küste Venezuelas, mit 344 Quadratkilometern Fläche kaum größer als Malta. Dichter grüner Regenwald, weißgoldene Palmenstrände: Grenada gilt noch als Geheimtipp unter den Kleinen Antillen. Die Insel ist dörflich, fast verschlafen, sieht man mal vom dicht besiedelten Süden rund um die Hauptstadt St. George’s ab. Und sie ist das neue Zuhause von Iris (53) und Bruno Delvallée (55).
Tropische Natur im Herzen der Insel und eine pittoreske Hauptstadt: Das ist die neue Heimat des Paares
Von der Schlange bis zum Äffchen: Die tierlieben Auswanderer kümmern sich um jeden Patienten
Die gebürtige Aachenerin und ihr französischer Ehemann sind vor sieben Jahren in die Karibik ausgewandert. An der Südostküste der Insel betreiben sie die „Cabier Ocean Lodge“, ein Gästehaus mit Restaurant, das zudem einen kleinen Zoo beherbergt. „Als die Einheimischen merkten, wie tierlieb wir sind, begannen sie, uns verletzte Tiere zu bringen“, sagt Iris Delvallée. „Eulen, die aus dem Nest gefallen waren. Affenbabys, die keine Mutter mehr hatten.“ Das Paar pflegte und versorgte die Tiere. Dadurch entstand ein kleiner Zoo, der mittlerweile auf der Insel so bekannt ist, dass Biologielehrer mit ihren Schulklassen vorbeikommen.
Das Hotel der Auswanderer liegt auf einer schmalen Landzunge zwischen zwei Stränden. Das Meer glitzert blitzblau, zwischen den Palmen sind Hängematten gespannt. Im Schatten eines Baumes stehen Esel, Schafe und Hunde laufen frei umher. Ein Paradies! „Ich wollte schon immer auf eine Insel“, sagt Iris Delvallée.
Dennoch war es eine kleine Odyssee, bevor die Deutsche auf Grenada landete. Ihr Mann war Koch in verschiedenen französischen Sternerestaurants, gemeinsam hatten sie einen Party-Service, der gut lief. „Aber wir arbeiteten sieben Tage die Woche, von morgens um sechs bis Mitternacht“, erzählt sie. „Da wir selbstständig waren, blieb uns trotzdem kaum Geld übrig.“ Das Paar kehrte Frankreich den Rücken und versuchte, in Rumänien Fuß zu fassen. „Wir leiteten dort eine Diskothek. Aber das war extrem hart wegen der Mafia.“ Nach sieben Monaten brachen sie das Experiment ab.
Aus 3000 Bewerbern ausgewählt
„Ich hatte fast keinen Lebenswillen mehr, als ich im Internet auf eine Anzeige stieß“, erzählt Iris Delvallée. „Darin wurde ein Manager-Ehepaar gesucht für ein Hotel auf einer karibischen Insel. Ich schrieb spaßeshalber mal hin. Der österreichische Besitzer lud uns zum Gespräch nach Wien ein. Er sagte, dass Grenada die schönste Insel in der Karibik sei. Drei Wochen später hatten wir den Job. Wir wurden aus 3000 Bewerbern ausgewählt.“
Die Delvallées beluden einen Container mit ihrem Hab und Gut und flogen nach Grenada. Der erste Eindruck enttäuschte sie: „Das Haus war Woodstock pur, alles war kunterbunt gestrichen, es gab keine richtige Küche“, so Iris Delvallée. Im ersten Moment wollte sie wegrennen. „Aber dann habe ich die Aussicht gesehen und mir gesagt: Jetzt machst du weiter.“
Die erste Zeit auf Grenada war nicht einfach. „Das Leben ist ganz anders hier, die Leute leben hier einfach, sie leben wirklich. Es ist nicht leicht, mit Grenadern zusammenzuarbeiten. Es kommt vor, dass jemand sagt, er kommt um 10 Uhr. Wenn man um 11 Uhr anruft und fragt, wo er bleibt, bekommt man zu hören: ,Ich bin auf dem Weg.‘ Und dann dauert es trotzdem noch ewig, bis er da ist.“
„Aber es gibt auch viele gute Seiten: Es ist nicht wie in unserer Konsumgesellschaft. Es gibt hier kein Konkurrenzdenken. Man freut sich, wenn es jemand schafft.“
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Pass ab 100.000 Dollar Karibik-Inseln verkaufen Staatsbürgerschaft
Eine Spende, ein Immobilieninvestment, ein Firmenkauf – auf Grenada und St. Kitts genügt das für die Staatsbürgerschaft. Die Karibik-Pässe sind das sichere Ticket ins Steuerparadies. Reiche Russen, Chinesen und Europäer stehen Schlange.
Grenada, am südlichsten Ende der kleinen Antillen gelegen, kennen die meisten Deutschen höchstens aus dem Gewürzregal. Die Karibikinsel vor der venezolanischen Küste ist einer der weltgrößten Exporteure von Muskatnuss. Auch Ingwer, Nelken und Zimt werden in dem Zwergstaat angebaut. Doch trotz der betörenden Düfte zieht es nicht allzu viele Besucher dorthin. Nur etwa 110.000 Menschen leben noch auf dem Mini-Eiland, das etwas kleiner ist als Köln. Die Regierung setzt deshalb auf ein ungewöhnliches Wachstumsprogramm: Sie verkauft reichen Einwanderern die Staatsbürgerschaft.
Alles, was künftige Grenader für einen Pass tun müssen, ist, 250.000 Dollar in eine Immobilie investieren. Die Regierung hat das Programm Anfang des Jahres aufgelegt, um die Erweiterung des Mount Cinnamon Resorts zu finanzieren, ein Edelhotel südlich der Hauptstadt St. Georges. Auch andere Karibikinseln folgen dem Trend. Antigua und Barbuda lockt seit Ende 2013 zahlungswillige Kosmopoliten. Hier ist die Staatsbürgerschaft für eine Spende von 250.000 Dollar an den staatlichen Entwicklungsfonds oder ein Investment von mindestens 400.000 Dollar in ausgewählte Immobilienprojekte zu haben. Alternativ kann man auch 1,5 Millionen Dollar in einer Firma anlegen.
St. Kitts & Nevis verkauft seine Staatsbürgerschaften schon seit 1984. Es ist das älteste derartige Programm der Welt. Für einen Pass müssen 250.000 Dollar an eine öffentliche Stiftung fließen oder mindestens 400.000 Dollar in Immobilien. Das Geschäft läuft gut. Erst 2012 hat die Insel die Antragsgebühren erhöht. Dominica verschleudert seine Pässe geradezu: für 100.000 Dollar. Noch günstiger wird es mit dem Familienrabatt. Dafür will die Karibik-Insel natürlich nicht nur Geld. Künftige Mitbürger müssen auch „herausragenden Charakter“ haben.
Eintrittskarte ins Steuerparadies
Nicht nur die Finanzminister, auch Agenturen machen mit den gekauften Pässen ein gutes Geschäft. Denn nur autorisierte Vermittler dürfen für die Inselstaaten neue Bürger werben. Sie lassen ahnen, von woher es die Kunden in die Karibik zieht. Und warum. Die Firma, die für Grenada vermittelt, hat Büros in Hongkong und im lettischen Riga sowie in der Schweiz und Andorra.
Und sie macht kein Geheimnis daraus, was reiche Chinesen, Russen und Europäer motiviert: „Vielleicht möchten Sie sich legal aus bankrotten und korrupten Sozialsystemen verabschieden, indem Sie mit den Füßen abstimmen?“ Die Firma glaubt, dass „Staatsbürgerschaft auf bewussten und informierten Entscheidungen“ beruhen sollte und „nicht auf der zufälligen Geburt“. Die karibischen Pass-Händler verstehen Staatsbürgerschaft nicht als politische Identität, sondern als Eintrittskarte für einen Club mit Rabattvorteilen.
Die Mitgliedschaft dient wohl auch fragwürdigen Motiven. Die Firma führt sie selbst an: „Politische Umstände in Ihrem Land machen es schwierig oder unmöglich, Reisevisa zu bekommen. Sie unterliegen Kapitalschranken. Ihr Besitz ist von Rechtsstreitigkeiten bedroht.“ Und: „Die Steuerlast in Ihrem Heimatland ist unnötig hoch“. Ein karibischer Pass ist die Lösung: Auf Grenada gibt es keine Vermögens- oder Erbschaftssteuer, auf St. Kitts & Nevis noch nicht einmal eine Einkommenssteuer. Dafür kann man als Einwohner des Steuerparadieses visafrei in mehr als 120 Staaten reisen. Auch nach Deutschland.
Staatsbürger in zwei Monaten
Steuerhinterziehung und andere illegale Geschäfte wollen die Karibikinseln mit rigorosen Hintergrundchecks verhindern. Mit polizeilichen Führungszeugnissen, Geburtsurkunden, notariell beglaubigten Fotos, Empfehlungsschreiben und Einkommensnachweisen versuchen sie, schwarze Schafe auszusieben. Wie gründlich die karibischen Beamten arbeiten, lässt sich nur erahnen: Um Staatsbürger von St. Kitts & Nevis zu werden, muss man grundsätzlich bei der Antragstellung nicht einmal die Insel besuchen. Man muss auch nicht dort wohnen, um einwandern zu können. In der Regel bekommt man den Pass schon nach drei Monaten. Auf Grenada schon nach zwei.
Die kriminellen Potenziale, die sich aus dem karibischen Passhandel ergeben, sind auch anderen Staaten nicht verborgen geblieben. Grenada verhökerte seine Staatsbürgerschaften schon früher, stellte das Programm aber 2001 ein. In dem Jahr hatte die internationale Anti-Geldwäsche-Organisation FATF (Financial Action Task Force) die Insel auf ihre schwarze Liste der unkooperativen Staaten gesetzt. Auch St. Kitts & Nevis stand bis 2002 darauf, ebenso wie Dominica.
Interesse an karibischen Pässen gab es wohl auch aus besonders heiklen Ländern. St. Kitts und Nevis hat sein Programm 2011 für Iraner geschlossen, nachdem die US-Regierung Druck auf den Inselstaat gemacht hatte. Washington fürchtete, Iraner könnten US-Sanktionen umgehen. Auf Antigua und Barbuda können sich nur noch Iraner bewerben, die mindestens seit einem Jahr außer Landes leben und Geld auf ausländischen Konten haben.